Im Verlauf der Erkrankung verändern sich die Symptome. Mit Wissen um die Erkrankung, Einfühlungsvermögen, kreativen Lösungen und Geduld lassen sich bekannte und neue Herausforderungen im Alltag gut bewältigen.
Identität: „Ich bin, wer ich war, und ich bin wichtig“
- Sprechen Sie mit dem Menschen mit Demenz. Sprechen Sie nicht über die Person, wenn sie im Raum ist. Beziehen sie die Person in Gespräche ein, auch wenn er:sie wenig antwortet. So stärken Sie die betroffene Person.
- Sprechen Sie mit Demenzbetroffenen viel über Erinnerungen. Über Erlebnisse, Personen oder Orte, die für ihn oder sie im Leben wichtig waren. Orientieren Sie sich daran, was die Person mit Demenz gerade gerne erzählen möchte und welchen Teil ihrer langen Geschichte sie gerade betonen möchte. Unterstützen Sie das mit Fotos, Gegenständen und Ritualen, die immer wichtig waren und weiterhin Bedeutung haben. Aber halten Sie die Person damit nicht in einer bestimmten Zeit fest.
- Ermöglichen Sie der Person, dass sie im Alltag über kleine Dinge selbst bestimmen kann. Wenn es zum Beispiel um Kleidung geht, oder um das Essen, kann die Person mit Demenz noch viel selbst bestimmen.
- Was kann die Person mit Demenz selbst tun? Bieten Sie eine Auswahlmöglichkeit an, ohne zu überfordern (z.B. Wäschepflege, Gartenpflege bieten sich an).
- Auch, wenn von der betroffenen Person ein deutliches Nein kommt, ist das ein Zeichen der Selbstbestimmung. Lassen Sie das Nein gelten. Erkennen Sie es an, auch wenn es im Moment vielleicht stresst.
Gönnen Sie sich Pausen! Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie eine gute Betreuung leisten.
In der Begleitung von Menschen mit Demenz gilt es, die eigene Kommunikation anzupassen sowie behut-sam und wertschätzend zu begleiten und anzuleiten. Die Gesprächsführung ist immer abhängig von der jeweiligen Person, der Situation und wie weit die De-menz fortgeschritten ist.
Bindung: „Gib mir das Gefühl, dass ich nicht allein bin.“
- Zeigen Sie emotionale Nähe durch Blick- und wenn gewünscht Körperkontakt. Achten Sie auf kleine Zeichen, was die Person als angenehm empfindet.
- Schaffen Sie gewohnte Abläufe, die Halt geben. Das kann ein Morgenritual sein, ein Lied zum Einschlafen, eine “Tea Time”, ein kleiner Spaziergang, Lieblingsmusik am Nachmittag. Verlässlichkeit und Wiederholung geben Sicherheit.
- Zuhören ohne Werten. Nehmen Sie die Äußerungen der Person mit Demenz ernst, auch wenn sich der Sinn für Sie nicht gleich erschließt. Aktives Zuhören vermittelt: „Du bist mir wichtig.“
Einbeziehung: „Ich bleibe ein soziales Wesen. Schließt mich nicht aus.“
- Aktiv bleiben ist wichtig. Aktivierung gelingt am besten bei Alltagstätigkeiten. Auch wenn etwas länger dauert oder nicht ganz richtig erledigt wird: Auch Menschen mit Demenz wollen gebraucht werden. Eine Aufgabe zu haben ist entscheidend für die Lebensqualität. Das können einfache Tätigkeiten im Alltag sein, z.B. Tisch decken, Blumen gießen, gemeinsam kochen... Oder auch kreative Tätigkeiten wie Malen, Singen oder Handarbeiten.
- Gemeinsame Erlebnisse schaffen Abwechslung und Freude. Es gibt inzwischen viele Angebote, die auch für Menschen mit Demenz gut zugänglich sind: Museen, Konzerte, Bewegung. Das Erleben von Schönheit, Natur, Kultur ist für die Lebensfreude wichtig. Vielleicht mag eine Person auch plötzlich wieder Dinge tun, die ihr oder ihm in der Jugend wichtig waren, probieren Sie es einfach aus, einmal ins Kino zu gehen. Vielleicht finden Sie auch Begleitpersonen wie Demenz Buddies, die hier mithelfen.
- Versuchen Sie, gewohnte Beziehungen zu erhalten. Es fällt uns noch immer schwer, mit einer Demenzdiagnose an den Freundeskreis, an Vereinskollegen oder Nachbarn heranzutreten. Wenn Sie offen sprechen, finden sich sicherlich Menschen, die bereit sind, mit Ihnen und Ihrem Angehörigen in Kontakt zu bleiben.
Trost: „Mein Leben macht mir Angst. Gibst du mir Halt?“
- Das Leben mit Vergessen und abnehmenden Alltagsfähigkeiten kann richtig Angst machen. Nehmen Sie Menschen mit Demenz ernst, wenn sie Gefühle äußern wie Wut, Trauer und Angst. Reden Sie diese Gefühle nicht klein.
- Sie könnten Ihr Mitgefühl ausdrücken durch „Das klingt schwer.“ Oder „Ich bin bei dir, ich bleibe da.“
- Humor: Manchmal hilft auch eine Prise Humor. Natürlich nur, wenn er nicht abwertend ist. Lassen Sie sich von der Person leiten, ob sie einen Funken Humor entdeckt im Jetzt.
- Vermeiden Sie Überforderung, setzen Sie lieber auf Ruhe und Entspannung.
- Unterstützen sie mit Orientierungshilfen im Alltag, z.B. Uhren mit gut lesbaren Ziffern, Kalender oder Tafel mit Tagesplan. Auch Beschriftungen an Türen oder Schränken bzw. Symbole („Bad“, „Küche“) können helfen. Achten Sie darauf, dass die Räume hell, aufgeräumt und ohne Stolperfallen sind.
- Hektik macht Stress. Natürlich kommt das vor, weil man rasch zu einem Termin muss. Trotzdem: Vermeiden Sie Situationen mit zu vielen Personen, zu vielen Fragen, Rezien, oder auch ungewohnte Umgebung.
- Seien Sie achtsam, wann Rückzug und Stille gefragt sind, und planen Sie den Alltag möglichst so, dass auch bei Festen, Terminen oder Urlauben Ruhe-Inseln möglich sind.
Tätigkeit: Ich will nicht nur rumsitzen, ich möchte etwas tun, das mir guttut.
- Auch wenn es uns oft oft schwerfällt: Lassen Sie die Menschen mit Demenz weiterhin etwas tun, auch wenn manches nicht perfekt klappt.
- Bieten Sie einfache Tätigkeiten im Alltag an und achten Sie, ob diese für die Person Bedeutung haben. Das braucht vielleicht Fantasie und Kreativität. Und: „tun“ kann auch im Dabeisein bestehen. Ermöglichen Sie dann Blickkontakt und kommentieren Sie, was gerade passiert.
- Kreativität kann Überraschungen bieten. Malen, singen, töpfern – auch wenn das früher nie wichtig war, kann es zu Entspannung und Freude beitragen. Nutzen Sie dazu vor allem die Angebote in Tagesbetreuungen und seien Sie offen für Neues!
- Fördern Sie die Selbstpflege – das sind Tätigkeiten, mit denen die Person das eigene Wohlbefinden fördert.
- Natürlich kann das Mitwirkung bei der Körperpflege sein (auch wenn die dann länger dauert), aber auch scheinbare Kleinigkeiten wie das eigene Tempo bestimmen, sich zurückziehen, beten oder sich lackierte Nägel wünschen.