Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 50 Krankheiten. Symptome, Krankheitsverlauf und Therapie unterscheiden sich je nach Demenztyp. Die häufigsten Formen sind die Alzheimer-Krankheit sowie die vaskuläre Demenz. 

Von  meinem  Standpunkt  aus  betrachtet,  von  dem  einer  Person,  die  mit  dieser Diagnose lebt, wird der Bezeichnung, dem Namen und den meist mit  Leiden  einhergehenden Symptomen  viel  zu  viel  Bedeutung  beigemessen, den Menschen dagegen, die die Krankheit haben, zu wenig.

Richard Taylor

Richard Taylor (1947–2015) war ein Pionier der Demenz-Selbstvertretung, indem er offen über sein Leben mit Alzheimer sprach. 

Das Zitat von Richard Taylor spricht etwas Wichtiges an: der Mensch ist viel mehr als seine Diagnose. Jede Person lebt anders mit Demenz, nicht nur weil die Formen und Phasen sehr unterschiedlich sind. Auch die Unterstützung, der individuelle Umgang mit den Symptomen und andere psychische und gesundheitliche Bedingungen machen das Leben mit Demenz sehr individuell. Trotzdem können die untenstehenden Informationen hilfreiche Anhaltspunkte sein.  

„Demenz“ ist ein Sammelbegriff für sehr viele Erkrankungen des Gehirns. Bei den allermeisten löst das Absterben von Gehirnzellen zunehmendes Vergessen und Veränderungen im Verhalten aus ( „primäre“ Demenz).  

Die häufigsten Formen von Demenz sind: die Alzheimer-Erkrankung und die vaskuläre Demenz. 

Die häufigsten primären Demenz-Formen sind:

sonstige Demenzformen (z.B. Parkinsondemenz)

5%

Demenz vom Alzheimer-Typ

65%

Frontotemporale Demenz

 5%

Lewy Body Krankheit

 10%

Vaskuläre Demenz

15%

Wesentlich seltener sind „sekundäre Demenzen“, die nicht von Veränderungen des Gehirns, sondern anderen Erkrankungen (Hirnverletzungen, Medikamentenvergiftung, Stoffwechselstörungen) ausgelöst werden.

Bei sekundären Demenzen können Symptome wie Vergesslichkeit nach Besserung bzw. Heilung der eigentlichen Grunderkrankung wieder zurückgehen. 

Welche Arten von Demenzerkrankungen gibt es und wie ist der Krankheitsverlauf?

 

Alzheimer Demenz

Diese - häufigste - Demenzform beginnt meist schleichend, vor allem im Alter ab 65 Jahren. Ursache ist das Absterben von Gehirnzellen durch Amyloid- und Tau-Ablagerungen.  

Die Alzheimer-Demenz zeigt sich anfangs durch kleine Gedächtnislücken. Der weitere Verlauf ist kontinuierlich und bezieht sich auch auf Orientierung und Sprache. 

  • Häufigkeit: ca. 60–70% der diagnostizierten Demenzen, Frauen sind häufiger betroffen
  • Erste Anzeichen: Vergesslichkeit, Orientierungsstörungen, Wortfindungsprobleme
  • Hauptsymptome: Gedächtnisverlust, räumlich-zeitliche Desorientierung, Sprachstörungen
  • Auswirkungen in späten Phasen: Pflegeabhängigkeit, Verlust von Sprache, Motorik, Kontinenz
  • Besonderheiten im Alltag: emotionale Schwankungen, zunehmende Hilfsbedürftigkeit bei Grundversorgung 

Lewy-Body-Demenz

Die Lewy-Body-Demenz ist geprägt von starken Schwankungen in Aufmerksamkeit und Wahrnehmung und überrascht Betroffene wie Angehörige mit Halluzinationen und wechselhaften Tagesverläufen. 

Auslöser sind ebenfalls Eiweißablagerungen im Gehirn und dadurch eine verringerte Bildung von Dopamin. 

  • Häufigkeit: 10- 15%
  • Erste Anzeichen: visuelle Halluzinationen, starke Tagesschwankungen
  • Hauptsymptome: Aufmerksamkeitsstörungen, optische Halluzinationen, Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen
  • Auswirkungen in späten Phasen: motorische Steifigkeit, ausgeprägte Schlafstörungen (REM-Verhaltensstörung)
  • Besonderheiten im Alltag: extreme Leistungsschwankungen, Überempfindlichkeit gegen Antipsychotika 

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz entsteht durch Schädigungen der Blutgefäße im Gehirn und zeigt sich oft plötzlich nach Schlaganfällen oder Durchblutungsstörungen. 

  • Häufigkeit: 10-15%
  • Erste Anzeichen: plötzliche kognitive Einbußen nach Schlaganfall, Verlangsamung der Reaktionen
  • Hauptsymptome: Aufmerksamkeit, Planungs- und Urteilsstörungen, Gedächtnisprobleme später und eher durch Verlangsamung
  • Auswirkungen in späten Phasen: körperliche Einschränkungen, Inkontinenz, Depression
  • Besonderheiten im Alltag: häufig schubartiger Verlauf auch mit kurzfristigen Verbesserungen, körperliche Einschränkungen durch Koordinationsprobleme (Greifen, Gangunsicherheit) 

Frontotemporale Demenz 

Die frontotemporale Demenz beginnt oft schon im mittleren Lebensalter und verändert vor allem Persönlichkeit, Sprache, Emotionen und zwischenmenschliches Verhalten der Betroffenen.

Auslöser sind Eiweißablagerungen im Stirn- und Schläfenbereich (frontotemporale Bereiche) des Gehirns, wo Emotionen und Sozialverhalten gesteuert werden. Die Diagnose ist langwierig, weil übliche Demenz-Screenings oft nicht greifen.

Besonders wichtig ist hier psychologische Unterstützung für die Angehörigen, weil im sozialen Umfeld häufig Abwehr und Aggression auftreten. 

Erst mit einer Diagnose sind oft die richtigen Hilfsangebote zugänglich, wenn überhaupt verfügbar. 

  • Häufigkeit: ca. 5%
  • Erste Anzeichen: Wesensveränderung, Enthemmung, Sprachprobleme
  • Hauptsymptome: markante Verhaltensänderung, und Veränderungen des Charakters, Sprachabbau (Aphasie). Gedächtnisprobleme treten spät oder gar nicht auf.
  • Auswirkungen in späten Phasen: tiefgreifende Persönlichkeitsveränderung, Verlust sozialer Fähigkeiten wie Empathie
  • Besonderheiten im Alltag: oft frühe Belastung für Angehörige durch Veränderungen des Charakters, und abnehmende Selbstkontrolle und unangepasstes bis enthemmtes Verhalten

Sonstige seltene Demenz-Formen:

Parkinson-Demenz: Tritt nach längerem Parkinson-Verlauf auf und zeigt motorische Einschränkungen neben kognitivem Abbau. 

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Rasch fortschreitende Prionen-Erkrankung mit schwerem geistigen Abbau. 

Chorea Huntington: Erbliche Erkrankung mit Demenz, Bewegungsstörungen und psychischen Symptomen. 

Korsakow-Syndrom (eine sekundäre Demenzform): Gedächtnisstörung, die meist durch chronischen Alkoholmissbrauch mit Vitamin-B1-(Thiamin)-Mangel entsteht; gekennzeichnet durch schwere Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Konfabulationen (Erfinden von Erinnerungen) und Desorientierung.

Ist Demenz erblich? 

Die meisten Demenzformen sind nicht erblich.

Die höchste Familienhäufung tritt bei der Frontotemporalen Demenz auf (10-20%).  

Bei der Alzheimer-Demenz gibt es eine sehr seltene (rund 1%) erbliche Form. In diesem Fall tritt die Erkrankung oft schon vor dem 60. Lebensjahr auf („early onset dementia“).  

Unterstützung und Beratung finden

Aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsbilder gibt es kein einheitliches Behandlungsschema für Demenzerkrankungen. Jede Therapie setzt sich aus unterschiedlichen Bausteinen zusammen und muss individuell angepasst werden. 

Je früher eine Therapie gestartet wird, desto mehr kann erreicht werden. Zögern Sie deshalb nicht, mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt zu sprechen.

Die Diakonie bietet Unterstützung und Beratung für Menschen, die von Demenz betroffen sind, und deren Angehörige. Das Angebot ist vielfältig.

Angebote der Diakonie im Überblick

Demenzberatung der Diakonie